Immer mehr Kinder und Jugendliche rauchen Cannabis - Experten: Gefahr wird unterschätzt
Die
Grünen wollen Cannabis für alle freigeben. Doch Experten warnen davor.
Die Droge sei heute viel gefährlicher als früher. Trotzdem werden die
Konsumenten von Haschisch immer jünger - auch in der Region.
Bereits Kinder rauchen einen Joint. Zehn Prozent der Zwölf- bis
17-Jährigen haben mindestens einmal schon Cannabis - das Produkt aus
Hanfpflanzen - ausprobiert. Das geht aus Zahlen der Bundeszentrale für
gesundheitliche Aufklärung hervor. Fast fünf Prozent der Jugendlichen
und jungen Erwachsenen zählen zu regelmäßigen Haschisch- oder
Marihuana-Konsumenten - knapp doppelt so viele wie noch vor acht Jahren.
Diese Entwicklung zeigt sich auch in der Kriminalstatistik des Trierer
Polizeipräsidiums. 903 Verstöße im Zusammenhang mit Cannabisprodukten
wurden im vergangenen Jahr registriert. In fünf Fällen waren die
ermittelten Täter jünger als 14 Jahre, 175 waren es in der Altersgruppe
von 14 bis 18 Jahren. "Cannabis wird auch deshalb wieder mehr
konsumiert, weil die Gefahren, die von dieser Droge ausgehen, von vielen
kleingeredet werden", sagt die Bundesdrogenbeauftragte Marlene Mortler
Das sieht auch der Trierer Drogenexperte und Oberstaatsanwalt Jörn
Patzak so. Ein Joint von heute sei nicht mehr mit dem von vor 30 oder 40
Jahren zu vergleichen, den vielleicht die Eltern der heutigen
Konsumenten früher geraucht hätten. Der Wirkstoffgehalt, also der Anteil
von [lexicon]THC[/lexicon], der süchtig machende Bestandteil von Cannabis, sei bis zu fünf
Mal höher als vor Jahren. "Das bedeutet, dass bei gleicher
Konsumeinheit ein größerer Rausch entstehen kann", erklärt
Polizeisprecherin Sabine Bamberg. Für die Konsumenten sei zumeist nicht
abzuschätzen, wie hoch der [lexicon]THC[/lexicon]-Wirkstoffgehalt in dem von ihm genutzten
Produkt sei. "Das macht die Cannabisprodukte gefährlicher." Cannabis
diene vielen Konsumenten noch immer als Einstiegsdroge.
Weil viele dessen Wirkung verharmlosen würden, herrsche bei vielen
Jugendlichen eine gewisse Sorglosigkeit bei dieser Droge, sagt Patzak.
Eine Entwicklung, die die rheinland-pfälzische Gesundheitsministerin und
frühere Bundesdrogenbeauftragte Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) mit
Sorge betrachtet. Sie setzt auf Prävention und Aufklärung. Aber auch
Entkriminalisierung der Konsumenten. Damit sei aber nicht die vor allem
von den Grünen geforderte Freigabe und Legalisierung von Cannabis
gemeint, stellt eine Ministeriumssprecherin klar. Die Staatsanwaltschaft
könne von einer Verfolgung eines Konsumenten absehen, wenn dieser etwa
den Hanf lediglich "zum Eigengebrauch in geringer Menge" anbaut. In
Rheinland-Pfalz liegt die Grenze für den Eigenbedarf von Haschisch bei
zehn Gramm. Wer keine größeren Mengen besitzt, bleibt in der Regel
straffrei. Damit soll vermieden werden, dass sogenannte Probier- und
Gelegenheitskonsumenten "unnötig" bestraft werden, sagt die
Ministeriumssprecherin.
Quelle: Immer mehr Kinder und Jugendliche rauchen Cannabis - Experten: Gefahr wird unterschätzt - volksfreund.de